The Hamilton Sculpture Park:
Obwohl ich in meinem vorherigen Artikel bereits kurz auf den Sculpture Park in Hamilton, bei dem ich nun eine Woche verbracht habe, eingegangen bin, möchte ich diesen trotzdem mit einem eigenen Eintrag in meinem Blog würdigen.
Wir, Siyar Gülmez (mein lockenköpfiger Begleiter) und ich, fuhren am 17.11.2017 mit unserem Auto „Tenten“ durch das bereits geöffnete Tor auf den Parkplatz des Parks. Dort warteten John und Dorothy Wakeling bereits und empfingen uns.
Dieser gewisse Moment des Empfangs, in welchem man die WWOOFing-Hosts zum ersten Mal sieht, hat etwas ganz besonderes an sich. Man sieht die Menschen, mit denen man sich geeinigt hat, die nächsten Tage/Wochen zu verbringen zum allerersten Mal, obwohl man sozusagen schon ein Arbeitsverhältnis ausgemacht hat. Abgesehen davon, dass man auf der WWOOFing-website einen ersten groben Eindruck in das Leben der Familie und den, von dir verlangten Aufgaben bekommt, könnte es trotzdem ein riesen Schuss in den Ofen gewesen sein. Zudem arbeitet man nicht nur für die Gastgeber, sondern gewinnt auch tiefe Einblicke in deren Leben.
Dieser spezielle Moment wird also durch eine gewisse Spannung und die Neugier aufgebaut, endlich Klarheit darüber zu haben, auf wen man sich da eigentlich eingelassen hat.
Wie bereits erwähnt, kamen John und Dorothy gut gelaunt auf uns zu und führten uns durch den Eingangsbereich des Parks, zeigten uns unser Häuschen und den Küchenanhänger, in welchem wir
nach Lust und Laune kochen konnten.
Siyar und ich grinsten uns während der gesamten Führung an.
Es war uns direkt klar: Dieser Aufenthalt in diesem Park wird eine unglaublich gute Zeit werden.
Nachdem wir uns kurz niederließen und ankamen, gingen wir zur großen Scheune, welche im Herzen des Parks liegt und trafen uns dort mit John. Ich rechnete damit, dass wir in vier Stunden mit
relativ vielen Aufgaben überschüttet werden würden und diese in relativer Eile erledigen müssten. So war ich es jedenfalls von der Woche WWOOfing in Muriwai gewöhnt.
Das Grinsen auf unseren Gesichtern breitete sich hingegen noch weiter aus, als uns John auf seinen Traktor winkte und uns eine Stunde lang einen Crashkurs über das Traktorfahren gab.
Dabei fiel direkt auf, wie angenehm entspannt und fit dieser ältere Herr ist. Viele Hosts nutzen WWOOFer aus und auch in Muriwai hatte ich mehrmals das Gefühl, nur als Nutztier gesehen zu werden. Bei vier Stunden Arbeit am Tag ist das natürlich nicht dramatisch, es ist natürlich aber schöner, wenn man als richtiger Gast empfangen wird.
John konnte man diese Freude über die zwei Gäste aus Deutschland direkt anmerken und so fand ich ihn sehr sympathisch. Er lebte und arbeite mehrere Jahre in Deutschland als „Baumchirurg“ (wie er sich selber nannte) und konnte daher sehr gut Deutsch sprechen. Das vereinfachte die Zusammenarbeit nicht nur, sondern führte auch dazu, dass er uns mit alten deutschen Begriffen und Redewendungen stets erheiterte. Zudem merkte man sehr, wie viel Spaß es ihm machte, mal wieder Deutsch zu sprechen und wie viele alte Erinnerungen geweckt wurden, von denen er uns stolz berichtete. 1965 ganz alleine von England nach Deutschland zu reisen, ganz ohne Handy und Google Maps, schien ein richtiges Abenteuer gewesen zu sein.
Ein weiterer Aspekt, der diesen Aufenthalt im Park so angenehm gestaltete, waren Johns Bemühungen, uns der Heimat wieder näher zu bringen.
So kramte er an unserem ersten gemeinsamen Abend drei eiserne Krüge heraus, füllte sie mit Bier und sagte strahlend zu uns: „Prost Jungs!“. Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie schön diese
Situation für uns war. Wenn man so weit weg von Zuhause ist, tut es immer gut ab und zu etwas heimatliche Gefühle oder Situationen zu schaffen. Eben dies schaffte John mehr als gut. So kaufte er
zum Beispiel ein paar Tage darauf Sauerkraut (welches es hier gar nicht so oft gibt) und präsentierte es uns stolz. Am Tag darauf backte er mit uns Sauerteigbrot. Es wurde also nicht langweilig
und es kam mir in vielen Momenten so vor, als wäre ich in Deutschland.
Langweilig wurde es allgemein nie. John versorgte uns stets mit abwechslungsreicher Arbeit.
Damit uns die unendlich langen vier Stunden Arbeit (Achtung Ironie!!!!) nicht zu sehr zusetzten, gab es jeden Tag noch „Smoko“. Smoko ist die obligatorische englische Teepause, die stets 30 Minuten dauerte und zu unserer Überraschung sogar von der Arbeitszeit abging. Zudem packte John, vollkommen egal bei welcher Aufgabe, stets selbst mit an und klaute uns teilweise regelrecht unsere Aufgaben, so dass wir manchmal einfach nichts zu tun hatten.
Tot gearbeitet haben wir uns also nicht, was am Ende des Tages ja auch mal ganz angenehm ist. So hatten wir nämlich noch genug Zeit anderen Dingen nachzugehen. Neben organisatorischen Dingen, wie z.B. Tenten mit weiteren Campingequipments auszurüsten oder nach einem anderen Job zu suchen, hatte ich die Gelegenheit nach längerer Zeit wieder brazilian jiu jitsu zu trainieren, da es in der Nähe eine Schule gab. Dieses Training war ein weiteres Highlight dieser Woche.
Zudem gingen wir den kompletten Parkkomplex ab und schossen viele Fotos. Wir versuchten das Gesamtbild dieses Parks so gut es geht einzufangen. Dies war für mich, wie in einem Film. Ich habe eine unglaubliche Affinität zu Kunst und dieser Ort war ein einziges Kunstwerk. Ich stieß auf unglaublich verschieden Skulpturen, welche von einer unglaublich schönen Natur eingerahmt wurden. Diese Kunst begrenzte sich aber nicht nur auf die Skulpturen. Der ganze Park ist Kunst. Überall zwitschern Vögel, rennen Hasen durch die Gegend, blühen Blumen und Bäume. Der Park wurde vor 25 Jahren angelegt und war zu der damaligen Zeit noch ein verbrauchter Steinbruch, ohne jegliche Pflanzen. Diese Verwandlung und Vision, aus so etwas Verbrauchtem, etwas so Schönes zu gestalten, das ist für mich das eigentliche Kunstwerk.
So verlor ich mich im Bann dieser Umgebung und genoss eine Woche lang pure Kunst, gutes Essen und sehr gute Gesellschaft. Diese Woche hätte also nicht besser laufen können.
Der Aufbruch viel mir daher auch sehr schwer. Es ist das ewig gleiche Spiel hier:
Man gewöhnt sich an einen Ort, lernt nette Leute kennen und verlässt diese nach kurzer Zeit.
Das ist immer etwas traurig, hat aber auch einen guten Grund. Ich bin hier, um möglichst viele, verschiedene Eindrücke zu gewinnen und dies schafft man nicht, wenn man nur an einem Ort
verweilt. Auch wenn uns hier der Abschied schwer gefallen ist, so fuhren wir weiter und suchten uns einen neuen Ort, von dem ich dir bald berichten werde.
See you soon, Florian.
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Manfred Junge (Samstag, 02 Mai 2020 17:06)
Hallo ihr,ich habe 1965 mit john in München bei einem Baumchirurgen gearbeitet. John und Dorothea haben mich vor ca 10 jahren in Baden-Baden besucht ich hatte mich sehr gefreut. Es gab noch einen Engländer der mit uns gearbeitet hat,wir drei waren die ersten Baumkletterer in Deutschland John Wakeling, Bob Robert Ingall (lebt in frankreich) und ich Manfred Junge in Baden-Baden die in Doppelseiltechnik geklettert sind. Liebe Grüße von Manfred Junge vom Team des Schwarzwald Baumdienst Junge GmbH in Baden-Baden