Das Maori Tattoo; Teil 1 - 5. Artikel in NZ

Das Maori Tattoo:

Ein Vorwort:

Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit dem Thema Tätowierungen. Diese Art von Kunst hat mich immer fasziniert und irgendwie auch angezogen. Gerade polynesische Tattoos, welche viele bestimmt von Dwayne the Rock Johnson kennen, finde ich sehr ansprechend. Da diese polynesischen Tattoos auch in der Kultur der Maoris (den Ureinwohnern Neuseelands) verbreitet sind, war für mich klar, dass ich mir hier in Neuseeland eins stechen lassen möchte.

 

Im Vorfeld recherchierte ich viel im Internet und fand viele gute Künstler. Diese waren jedoch alle keine Maoris. Ich liebäugelte damit, mich bei einem der großen modernen Studios tätowieren zu lassen. Dies schien mir aber irgendwie nicht wirklich richtig zu sein.

Ich schrieb also mit mehreren Studios in Auckland und Christchurch und wollte in ein paar Monaten gucken, ob sich ein guter Künstler findet.
Doch es kam etwas dazwischen. Etwas so Verrücktes, dass manche Menschen von Schicksal reden würden.

Redet man heutzutage über Schicksal, wird man oft schräg angeguckt. Viele verstehen nicht, was mit Schicksal gemeint ist und wie es sich zeigt.

Ich erzähle dir nun meine Geschichte. Meine Geschichte zu meinem ersten Maori Tattoo und vielleicht kannst du danach ja nachvollziehen, was ich meine.

Erneut zu erwähnen ist dabei, dass ich mich in der Zeit zwar mit der Idee eines Tattoos beschäftigt hatte, jedoch nur mit ein Paar Künstlern schrieb und es nicht wirklich fokussierte.

 

Geschichtsbeginn:

 

Die Geschichte begann,  als Siyar und ich durch irgendein kleines Dorf im Osten der Nordinsel Neuseelands liefen. Colin und Eva - das sympathische Pärchen aus Hamburg- arbeiten gerade für eine Woche in Tairua.  Da abgemacht worden war, sich nach dieser Woche wieder zu treffen und gemeinsam weiter zu reisen, begutachteten mein lockenköpfiger Freund und ich in dieser Zeit die kleineren Dörfchen in der Region.

Mit kleineren Dörfchen meine ich dabei Städte, welche weniger als 10.000 Einwohnern haben. Wir gingen also gerade durch eben so ein Örtchen auf der Suche nach einer Postzentrale. Als wir diese fanden, fiel mir ein kleiner Laden auf der gegenüberliegenden Straße auf. Wir gingen hinein und fanden ein kleines Maori-Museum vor. Ich schaute mich kurz um und war sehr beeindruckt von der dort vorhandenen Sammlung.

Eine Vielzahl an antiker Waffen alter Maori-Stämme, Äxte, Speere, etc.

Am beeindruckendsten war jedoch Darby, der Besitzer des Ladens.

Darby ist das Musterbeispiel eines Maoris:

Er ist Anfang 60, am gesamten Körper (inklusive Gesicht) tätowiert und verfügte über eine unglaubliche Ausstrahlung, welche mich direkt packte.

Wir kamen ins Gespräch und redeten einige Zeit über die Maorikultur und dem Verhältnis der Maoris zu den Engländern. Nach einiger Zeit fragte ich, ob er mir ein Tattoo Studio empfehlen könne, da ich mir ein Tattoo stechen lassen möchte und auf der Suche nach einem Geeigneten bin. Er schaute mich schief an und lachte laut auf. „Brother, you are in a tattoo studio!“

Ich schaute mich ungläubig um. Plötzlich sah ich, dass sich hinter dem kleinen Museum wirklich ein Tattoo Studio verbarg. Die Tatsache, dass ich völlig ohne Ahnung in ein Studio marschiert war, belustigte mich. Dies sind die typischen Zufälle, welche mir auf meinem Trip so oft passieren.

Darby erzählte mir also, dass er ein erfahrener Tätowierer sei. Daraufhin fragte ich ihn, ob er mir dabei helfen könne, das richtige Design meines Tattoos zu erstellen.

Ich erzählte Darby also von meinen Plänen und er hörte aufmerksam zu. Er erklärte mir, dass er mich kennenlernen möchte, um ein Design zu entwerfen, welches mich beschreibt.

Zur Erklärung:

In der früheren Kultur der Maoris gab es keine Bücher. Die Geschichte oder der Status einer Person wurden mit Tinte auf die Haut geschrieben.

Ein Tattoo sagt also etwas Bestimmtes über die Person, welche es auf der Haut trägt, aus.

Ein Tattoo ist keine Verzierung, sondern ein Mittel der Kommunikation und Identifikation. 

Ein Tattoo zeigt deine Geschichte, deine Vergangenheit, deinen Werdegang, deinen jetzigen Stand und deine Zukunft.

Dies einfach bei einem Menschen machen zu lassen, welcher nicht Teil dieser uralten kulturellen Tradition ist, schien mir falsch. Darum war ich sehr glücklich, mit Darby einen scheinbar erfahrenen Maori gefunden zu haben, welcher seine Kultur liebt und auslebt.

Wir redeten zwei Stunden lang und tauschten uns aus. Er erzählte mir in dieser Zeit, dass er von der Maorifamilie abstammt, welche Captain Cook getötet hatte und dass er die Maorikultur sehr schätzt. Man merkte wirklich, dass Darby diesen Lifestyle lebt und sich Mühe gibt, seine Kultur zu erhalten und an seine Kinder und Kindeskinder weiterzugeben. Es beeindruckt mich immer wieder, wenn man Menschen sieht, die einen Lebensstil vollkommen angenommen haben und diesen durchweg leben.

Ich fragte ihn also nach einiger Zeit, ob er mir das Design aufzeichnen könne. Er lachte erneut auf.

„We will talk tomorrow. You bring sandwiches. I bring coffee. I like chicken by the way.”

Diese direkte Art, seinen möglichen Kunden aufzufordern, Sandwiches zu machen und morgen wieder zu kommen, fand ich mehr als sympathisch. Darby ist schwer zu beschreiben, aber definitiv ein Typ, den man mögen muss.

Wir machten also einen Termin für den folgenden Tag aus und verabschiedeten uns. Als ich ihm die Hand gab, erschrak ich jedoch.
Darby hatte nur drei Finger. Die Restlichen fehlten entweder ganz oder waren verstümmelt. Das war mir über die ganze Zeit nicht aufgefallen und ich fragte mich, wie er denn so überhaupt tätowieren könne.

Da ich mir über den gesamten Zeitraum unserer Unterhaltung bereits ausmalte, wie er mich tätowieren würde, war das ein riesiger Schock. Allgemein glaubte ich meinen Augen nicht.
Es steht ein erfahrener Tätowierer vor dir, welcher, nachweislich, auf der ganzen Welt Menschen tätowiert hat und er hat nur drei Finger. Ich konnte es nicht fassen!

Ich dachte den restlichen Tag über die Ereignisse, die sich in dem Laden ereignet hatten, nach.

Sollte ich es wirklich wagen, mich von einem alten Maori-Opa, welchem sieben Finger fehlten, tätowieren zu lassen? Ich kannte den Mann erst ein paar Stunden und trotzdem war ich sehr beeindruckt von ihm. Die ganze Situation war einfach nur total abstrus.

Diese Abstrusität reizte mich jedoch.

Ich wurde angezogen von der Ausstrahlung dieses Maori.

Angezogen, von dem Maorimuseum und all den Geschichten, welche hinter den Stücken stecken.

 

Angezogen von der einzigartigen Geschichte, welche sich anbahnte.

 

Den zweiten Teil der Geschichte veröffentliche ich in einigen Tagen. 

 

See you soon, 

Florian.

 

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