Die Hamid Haso Gedächtnis Galerie:
Hamid Haso, einer meiner besten Freunde, und ich, planten eigentlich zusammen nach Neuseeland zu fliegen.
Nachdem alles fertig geplant war und wir uns jeweils fest darauf eingestellt hatten, den Trip gemeinsam zu bestreiten, kam sehr kurzfristig etwas dazwischen.
Hamid war es aus verschiedenen Gründen plötzlich unmöglich mich zu begleiten.
Ich flog also alleine.
Der Fakt, dass Hamid eigentlich auch hier sein sollte, ließ mich jedoch nicht los und vermieste das Gesamtbild etwas. Man kommt in Neuseeland an, sieht viele schöne Orte und erlebt viele spannende Geschichte, jedoch hat man immer im Hinterkopf, dass man dies eigentlich mit Hamid erleben sollte.
Für Hamid war die Situation noch bescheidener. Er musste in Hagen bleiben und mir zuschauen, wie ich Neuseeland ohne ihn erkundete.
Ich überlegte lange und suchte etwas, um Hamid zu demonstrieren, dass er während des gesamten Trips auch irgendwie dabei war.
Was macht man also, um ihm das zu zeigen?
Es gibt mehrere Optionen:
Natürlich könnte man ihm immer wieder schreiben, dass er eigentlich hier sein und die Dinge, die sich hier abspielen, miterleben sollte.
Das würde ihm jedoch auch nicht helfen und seine Laune des öfteren ruinieren.
Zudem ist es einfach, mal eben eine Nachricht per whatsapp zu schicken und zu behaupten, man würde ihn gerne hier haben.
Oft sind das jedoch auch nur Floskeln.
Ich wollte etwas, was ihn physisch repräsentiert.
Etwas, dass ihm zeigt, dass ich mir Mühe gegeben habe und er, durch einen Stellvertreter, immer dabei war.
Was macht man also? Mit dieser Frage beschäftigte ich mich, gerade zu Beginn, viel.
Nach einigen Wochen viel mir etwas ein: Die Hamid Haso Gedächtnis Galerie!
Diese haben einige von euch vielleicht schon gesehen.
Falls das der Fall ist, hat sich bestimmt die Frage aufgedrängt, warum zur Hölle ich ein „frisch gewischt Schild“ durch ganz Neuseeland geschleppt habe. Warum nimmt man ein unhandliches Schild mit auf sechsstündige Trecks, schleppt dieses zu Wasserfällen und den größten Attraktionen, Neuseelands?
Warum genau ein verdammtes „frisch gewischt Schild“?!
Dies hat natürlich eine Hintergrundgeschichte.
Nun ja, alles fing im Mathe Unterricht (Q2 am CRG) an.
Hamid saß in der letzten Reihe und unterhielt sich mit Nazim.
Als Hamid Nazims Frage, ob er denke, dass seine 1 Liter Glaswasserflasche zerspringen würde, wenn sie vom Tisch fallen würde, verneinte, trat Nazim kurz entschlossen gegen den Tisch.
Die Flasche viel auf dem Boden und zerbrach.
Bis dahin eigentlich keine erwähnenswerte Geschichte.
Hamid lief daraufhin aus dem Unterricht und holte Tücher um den entstanden Bach auszutrocknen.
Währenddessen kippte Nazim noch einmal großzügig Wasser, aus seiner eigenen Flasche nach und legte so einen künstlichen See im Matheraum an.
Als Hamid merkte, dass die circa 150 Papiertücher nicht ausreichen würden, um den Boden halbwegs zu trocken, verschwand er nochmal. Unser Mathelehrer Herr Mascher war verständlicherweise etwas irritiert, dass Hamid nun, ohne groß etwas zu sagen, zum zweiten Mal aus der Klasse stürmte.
Nun passierte jedoch das, was die Geschichte ausmacht und seit diesem Tag ein absoluter running gag in unserem Freundeskreis ist.
Hamid kam nach zehn Minuten wieder ins Klassenzimmer, wischte das restliche Wasser vom Boden und stellt kommentarlos ein „frisch gewischt Schild“ auf.
Sogar unser Mathelehrer unterbrach den Unterricht kurz, weil er mit der Gesamtsituation leicht überfordert war und sich der Kurs die nächsten zehn Minuten vor Lachen krümmte.
Dies wurde also, wie erwähnt, zu unserem running gag und immer wieder aufgegriffen.
So zum Beispiel bei dem Foto unseres Mathekurses für die Abizeitung.
Ein weiteres Beispiel dafür, war die Abi- Rede.
Ich hielt diese mit Tim zusammen und wollte es mir nicht nehmen lassen, repräsentativ für Hamid, der an diesem Abend nicht teilnehmen konnte, ein „frisch gewischt Schild“ auf die Bühne zu stellen.
Als ich nun also hier, in Neuseeland, nachdachte, was Hamid gut repräsentieren könne, fiel mir diese Geschichte wieder ein.
Ich besorgte in Pahia ein Schild und tourte seit dem damit durch Neuseeland.
Hamid wusste die gesamte Zeit jedoch nichts davon.
Heute ist mein letzter Tag in Aotearoa.
Es folgen noch viele Artikel aus meiner Zeit hier, jedoch wird es erstmal Zeit, die Galerie zu veröffentlichen.
Dabei möchte ich noch ein paar abschließende Worte finden.
Neuseeland war für mich ein unglaubliches Erlebnis.
Ich habe noch nie so viel gelernt, erlebt und erfahren.
Es war ein Schritt in die Unabhängigkeit und hat mir gezeigt, wie wenig ich erst gesehen habe und wie viele interessante Orte/Menschen/Kulturen/Länder es gibt.
Ich bin dankbar für jede Minute, die ich in diesem Land verbringen durfte und für jede neue Bekanntschaft die ich schließen konnte.
Es ist eine Zeit, die mich ein ganzes Stück weiter gebracht hat.
Ich habe vieles überdacht, neu gelernt und adaptiert.
Es war nicht immer einfach. Gerade das ist aber das Schöne an dieser Zeit gewesen. Man wächst nur an Herausforderungen.
Für mich war die Zeit also fast perfekt.
Warum fast?
Fast, weil Hamid diese Erfahrungen nicht selber machen konnte.
Zuletzt möchte ich noch ein paar persönliche Worte loswerden.
Ist man so weit von Zuhause entfernt, sieht sein gewohntes Umfeld nicht mehr jeden Tag und unternimmt für eine bestimmte Zeit nichts mehr gemeinsam, zeigt sich, wer deine wahren Freunde sind.
Ich habe unglaubliches Glück in dir ,Hamid, so einen Freund gefunden zu haben.
Dafür kann man nur dankbar sein.
Ich hoffe, dir gefällt deine Galerie.
Du hast unglaublich wichtige Tage und Wochen vor dir.
Nimm das alles als positiven Schub mit. Gib Gas, du schaffst das!
Wir sehen uns in ein paar Monaten Brudi.
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